Mit Procedural Justice setzt die Rechtswissenschaftliche Fakultät einen Forschungsschwerpunkt, der auf das Prozessrecht abzielt, durch sein interdisziplinäres Verständnis jedoch weit darüber hinausgeht.
Gegenstand der Forschung sind Problemstellungen, die in der Struktur von Verfahrensordnungen und Verfahrensrealitäten liegen. Die Untersuchung dieser Themen erfordert einen interdisziplinären Forschungsansatz, weshalb die Rechtspsychologie, die Rechtssoziologie, die empirische Soziologie, die Rechtsinformatik (Legal Technology) und die Rechtsethik einbezogen werden. Dem Schwerpunkt Procedural Justice liegt damit ein inhaltlich und methodisch breites Verständnis zu Grunde.
Der Forschungsschwerpunkt Procedural Justice untersucht, welche Komponenten fundamentale Voraussetzung für ein faires Verfahren sind und wie sie unter den Bedingungen moderner Gesellschaften aufrechterhalten werden oder durch neue, funktionale Äquivalente ersetzt werden müssen und können. Die Forschungsthemen sind vielfältig. Neben klassischen Fragen des Prozessrechts befasst sich der Forschungsschwerpunkt mit der Informalisierung von Verfahren, mit der Frage nach dem Zugang zum Recht, mit psychologischen Wirkmechanismen in Verfahren wie beim Zeugenbeweis oder der juristischen Entscheidungsfindung, mit dem Verständnis von Verfahren, etwa unter dem Gesichtspunkt von Legal Literacy, mit dem Einfluss von Medienberichterstattung und Social Media auf Verfahren, ebenso wie mit der Rezeption von Verfahren in der Öffentlichkeit bis hin zum Vertrauen in den Rechtsstaat.
Dekanat der Rechtswissenschaft-
lichen Fakultät
Publikationen
Um die Forschung junger Kolleg*innen im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Procedural Justice“ besonders anzuerkennen und ihr noch größere Sichtbarkeit zu verleihen, schreibt die Rechtswissenschaftliche Fakultät zwei Forschungspreise für Angehörige ihres Mittelbaus sowie Studierende des Doktoratsstudiums aus. Bitte entnehmen Sie Näheres der dem beigefügten Dokument.
Gastvortrag und Podiumsdiskussion
Anlässlich der Publikation des Sammelbandes Volksgerichtsverfahren zur Aufklärung von NS Euthanasie-Programmen laden wir Sie ganz herzlich zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema: Lektionen der Nachkriegsjustiz ein.
Als Gastvortragenden konnten wir OStA Thomas Will, Behördenleiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltung zur Aufklärung Nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg, gewinnen.
Anschließend werden Aspekte und Folgewirkungen der Nachkriegsjustiz in Österreich im Rahmen einer Podiumsdiskussion beleuchtet.
Moderation: Dr. Siegmar Lengauer
Donnerstag, 25. April, 17.30 Uhr
Halle C, Keplergebäude, Johannes Kepler Universität Linz
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung unter strafrecht@jku.at wird gebeten.
Gastvortrag von Diplompsychologin Jennifer von Buch
„Straffällige Jugendliche und junge Erwachsene – wissen sie, was sie tun? Ein Praxisbericht der rechtspsychologischen Reifebegutachtung im deutschen Strafverfahren“
Donnerstag, 18. April, 17:30 – 19:00 Uhr,
Hörsaal 2, Hörsaaltrakt, Johannes Kepler Universität Linz, Altenberger Straße 69, 4040 Linz
Am Mittwoch, 11. 10. 2023, fand unter dem Dach des Fakultätsschwerpunkts „Procedural Justice“ ein Vortragsnachmittag zur „Neuvermessung des Refoulementverbots der EMRK“ statt. Betrachtet wurden menschenrechtliche Auslieferungs- und Abschiebeverbote (Refoulementverbote) aus anderen Gründen als der im Zielstaat drohenden Folter oder Todesstrafe, das heißt etwa wegen eklatanter Beeinträchtigungen der „Fairness“ eines dort gegen die Betroffenen geführten Strafverfahrens. Dieses Thema wurde, dem interdisziplinären Ansatz des zugrundeliegenden Forschungsprojekts (https://www.jku.at/rechtswissenschaftliche-fakultaet/forschung/procedural-justice/neuvermessung-des-refoulementverbots-der-emrk/) folgend, aus verschiedenen Blickwinkeln von Vertreter*innen unterschiedlicher Fächer ausgeleuchtet. Den Auftakt machte Univ.-Ass. Dr. Manuel Neusiedler vom Institut für Staatsrecht und Politische Wissenschaften, der sich die Frage stellte, welche einschlägigen Refoulementverbote die Rechtsprechung des EGMR in Straßburg aus der EMRK ableitet. Sodann erörterte Univ-Ass.in MMag.a Dr.in Ranjana Andrea Achleitner vom Institut für Europarecht, wie mit den konventionsrechtlichen Vorgaben aus Sicht des Primärrechts der Europäischen Union und insbesondere der Grundrechtecharta umzugehen ist. Im anschließenden Block ging es um die Frage der Umsetzung der einschlägigen Refoulementverbote beziehungsweise Vorgaben in der österreichischen Rechtsordnung. Ass.-Prof.in Dr.in Ingrid Mitgutsch vom Institut für Strafrechtswissenschaften und Univ.-Ass.in Dr.in Lisa Schmollmüller vom Institut für Procedural Justice nahmen das Auslieferungsrecht in Gestalt des EU‑JZG einerseits und des ARHG andererseits in den Blick und konstatierten am Ende ihrer Vorträge eine zufriedenstellende Umsetzung der Vorgaben. Im Fremdenrecht, dem sich Univ.-Ass.in Mag.a Katharina Leithner vom Institut für Staatsrecht und Politische Wissenschaften im abschließenden Vortrag widmete, offenbarte sie demgegenüber Umsetzungsdefizite, die ein Tätigwerden des österreichischen (Fremden‑)Gesetzgebers erfordern. Die im Anschluss an die Vorträge gebotene Gelegenheit zur Diskussion wurde wiederholt ergriffen, was das Interesse der Teilnehmer*innen am – gesellschaftlich wie politisch durchaus kontroversen – Generalthema dokumentierte. Moderiert wurde die von Mitgliedern der Fakultät und Externen gleichermaßen besuchte Veranstaltung von Univ.‑Prof. Vizedekan Dr. David Leeb sowie von Univ.-Ass. Dr. Manuel Neusiedler.
RIVinar (Online-Seminar), Kooperation des Instituts für Procedural Justice und der Vereinigung österreichischer Richterinnen und Richter,
Mi, 4.10.2023, 16.00 Uhr
Impulsvortrag: Univ.-Prof. Dr. Markus Vašek
Hintergrundgespräche – Do, 17.3.2022, 17.00 Uhr (online via Zoom)
Sicherheit durch Militär?
ObstdG Dr. Markus Reisner, PhD, Theresianische Militärakademie, Wr. Neustadt
Sicherheit durch Politik?
HR Prof. h.c.. Dr. Gunther Hauser, Politikwissenschafter, Landesverteidigungsakademie, Wien
Sicherheit durch Völkerrecht?
A. Univ.-Prof. Dr. Sigmar Stadlmeier, LL.M. (London), JKU Linz
Sicherheit durch Exportkontrollrecht und Sanktionen?
Dr. Lothar Harings, Rechtsanwalt, Hamburg
Dr. Peter Unger (Präsident des BFG seit 1.12.2021) spricht mit uns über aktuelle Herausforderungen in der Finanzgerichtsbarkeit.
Im Zentrum dieser Veranstaltung steht das Internationale Zivilverfahrensrecht und davon ausgehend die Bestimmung des auf den grenzüberschreitenden Sachverhalt anzuwendenden Rechts, wobei der*die Richter*in ausländisches materielles Recht von Amts wegen so heranziehen muss, wie es in seinem ursprünglichen Geltungsbereich angewendet wird. In den Vorträgen werden aus prozeduraler Sicht beispielsweise Fragen zum Ehescheidungs-, Verlassenschafts- oder Insolvenzverfahren thematisiert.
Do, 9.6.2022, ab 16:30 Uhr, Hörsaal 16
CO2-Steuern polarisieren. Das Meinungsspektrum bewegt sich dabei zwischen genereller Ablehnung über grundsätzliche Notwendigkeit gepaart mit vorsichtiger Skepsis bis hin zu gesellschaftsbedingter Alternativlosigkeit. Eines steht fest: Verschließen kann man sich diesem Thema nicht. Ausgehend von der mit Juli geplanten CO2 Steuer thematisiert die Tagung unionsrechtliche und welthandelsrechtliche Entwicklungen sowie die Einwirkung auf die Rechtsposition von Unternehmen.
Donnerstag, 27.10 und Freitag, 28.10.2022, an der JKU Linz
Digitalisierung und künstliche Intelligenz in der Gerichtsbarkeit
Die Veranstaltung „Digitalisierung und künstliche Intelligenz in der Gerichtsbarkeit“ versteht sich als Auftakt zum Forschungsschwerpunkt der Rechtswissenschaftlichen Fakultät: Procedural Justice. Es geht dabei um die Frage, was die digitale Transformation für Verfahren bedeuten kann und soll. Wie sind die Möglichkeiten der digitalen Transformation in der Gerichtsbarkeit aus rechtsstaatlicher und psychologischer Sicht zu bewerten?
Ein Abend mit Beiträgen von: Dr.in Alma Zadić, LL.M., Bundesministerin für Justiz; Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz; Mag.a Katharina Lehmayer, Präsidentin des Oberlandesgerichts Linz; Hon.-Prof. Dr. Johannes Fischer, Präsident des Landesverwaltungsgerichts Oberösterreich; Dr. Friedrich Hintersteininger, Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Linz; Dr. Franz Mittendorfer, Präsident der Oberösterreichischen Rechtsanwaltskammer; Prof.in Dr.in Renate Volbert, FU Berlin/Psychologische Hochschule Berlin; Univ.-Prof. Dr. Michael Mayrhofer, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät; Univ.-Prof.in Dr.in Lyane Sautner, Vizedekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät